"Feindschaft/Freundschaft" von Noctifer (Wächter-Trilogie)

Veröffentlicht auf von Rahir

Titel: Feindschaft / Freundschaft
Autor: Noctifer
Fandom: Wächter-Tetralogie
Genre: Drama
Status: Vollendet
Wortanzahl: 2.200
Link: http://www.fanfiktion.de/s/465697680000506506707148

Wollte man diese 2.200-Wörter-Geschichte auf 28 Wörter zusammendampfen, käme wohl folgendes heraus:

 

Zwei alte Hassfreunde treffen sich, reden über zumindest für alle nicht-Wächter-Fans unverständliche Dinge, kippen Scotch, wärmen alte Erinnerungen auf und trennen sich nach dem Austausch einer kryptischen Drohung.

 

Nun, ich mache es dann doch etwas länger ;-)

 

Wir haben es hier mit den Zusammentreffen zweier alter Freunde- oder eben Feinde- zu tun. Wohl eher Ersteres. Gemeinsam wird getrunken und über die Vergangenheit und ihre Bedeutung philosophiert. Das tun selten Feinde zusammen. Und wie zu erwarten, taucht mehrmals die Aussage auf, „dass ohne Licht kein Schatten existieren kann“ und umgekehrt. Nichtsdestotrotz lässt die Autorin die Rivalität spüren, die in der Vergangenheit dieser beiden Figuren sicher schon zu Kämpfen verschiedener Art geführt hat, wie auch erwähnt wird. Es findet hier ein erneutes Kräftemessen statt, diesmal mentaler Natur. Wenngleich der Leser spürt, dass auf beiden Seiten Müdigkeit, was diesen jahrhundertealten Konflikt angeht, herrscht.

 

Das hier ist eine Kurzgeschichte, die eine Momentaufnahme zeigt. Es geht um die klar definierten Charaktere, etwas Neues kommt nicht hinzu. Ob die Erinnerung an Sebulons tote Frau so auch in den Wächter-Büchern vorkommt, weiß ich nicht. Letztendlich fügt auch dies der Situation kein neues Element hinzu. Die Figuren sind unverändert, alles bleibt so, wie es über Jahrhunderte hinweg war. Dies ist von der Autorin wohl beabsichtigt, und damit wird auch die Situation erstarrter Fronten, wie sie in diesen Büchern vermutlich vorkommen, wiedergespiegelt.

 

Der Stil ist schnörkellos und gerade-aus. Mir fiel auf, dass einige wenige Sätze grammatikalisch leicht wirr sind, und dass die Autorin mit den Kommaregeln nicht 100%prozentig sattelfest ist(aber wer ist das schon?). Desweiteren fällt die Absatzgestaltung auf, die zeitweise auf Effekthascherei aus ist. Dabei werden einzelne Zeilen durch Leerzeilen besonders hervorgehoben, was der Geschichte aber meinem Empfinden nach nichts hinzufügt. Solche ‚Kunstgriffe‘ finden sich des Öfteren in der modernen Literatur, und sollen wohl die Aussagekraft unterstreichen. Diese sollte aber aus den Worten selbst kommen, und nicht aus überzähligen Freiräumen, meiner Ansicht nach zumindest.

 

Den häufigen Fehler, ein Übermaß an Adjektiven zu verwenden, begeht die Autorin nicht. Fast immer sind die Adjektive passend und kaum eines könnte man streichen. Letztendlich beweist sie eine gewisse Sicherheit in ihrem Stil, der von ihrer bisher angesammelten Erfahrung zeugt. Aufgefallen sind mir noch die Dialoge, die teilweise gelungen, teilweise aber zu sperrig sind, um entsprechende Wirkung zu erzielen. Die Kürze in Dialogen ist von Bedeutung, da man erfahrungsgemäß nicht so schnell lesen wie hören kann. Deshalb ist es immer besser, abgesehen nur von umfangreicheren Erklärungen, die die Handlung weiterbringen, die Dialoge so knapp wie möglich zu halten.

 

Fazit: eine Kurzgeschichte von solidem Stil, deren Absicht es ist, die Atmosphäre der Vorlage wiederzugeben, die aber sonst keine Überraschung bietet.

Liebe Grüße,
Rahir

Veröffentlicht in Fanfiction_Literatur

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