"Sei mir nicht böse" von Rundes Meerestier (die Ärzte)

Veröffentlicht auf von Terazuma

Titel: Sei mir nicht böse
Autor: Rundes Meerestier
Prosa oder Poesie: Prosa
Fandom / Original: Fandom
Genre: Musik/Die Ärzte
Link zur Story: http://www.fanfiktion.de/s/495ad92a0000a25d06d00bc6


Kurzbeschreibung des Inhalts: Ein kurzer Ausschnitt aus dem Leben von Ärzte- Schlagzeuger Bela B, in dem er seinen Gitarristen besucht, und ein Ausblick auf ihre alles andere als intakte Beziehung zueinander.

 

Sprache:

 

Die Autorin hat einen guten Sprachschatz, den sie auch anwendet. Es sind keine Wortwiederholungen zu finden, nur gelegentliche Flüchtigkeitsfehler sind zu entdecken, aber es hält sich in Grenzen.

Der Ausdruck ist gekonnt, wenn er sich auch an manchen Stellen sehr vereinfacht.

Besonders aufgefallen ist mir, dass die Autorin bei bewegenden Szenen viel ausdrucksstärker schreibt. Da merkt man wie sie mitgerissen wurde und der gesamte Schreibstil wird flüssiger, feiner und ja, ausdrucksstärker.

 

Inhalt:

 

Es geht um Bela und Farin von den Ärzten, die in einer psychischen Sado-Maso Beziehung zu stehen scheinen. Farin ist kalt und herzlos, Bela dagegen hängt an ihm und lässt sich immer wieder von ihm demütigen.

Obwohl Bela eine schwangere Freundin hat die ihn liebt, kommt er dennoch nicht von Farin los. Er ist innerlich zerrissen und wirkt wie in einer Sackgasse, aus der er nicht herausfindet.

 

Was mir hier fehlt ist die innere Auseinandersetzung des Charakters Bela. Ich verstehe schon, dass es hier um traurige Gefühle geht, um eine unerfüllte Liebe, worunter derjenige, der tiefer empfindet, auch der ist, der darunter leidet.

ABER: Das geht auf die Dauer keine 20 Jahre. Höchstens es ist eine krankhaft-suchtartige Sado-Maso Beziehung. Bela, der die Maso-Rolle in dieser Geschichte übernommen hat, wäre mittlerweile ein psychisches Wrack. Abgesehen davon, dass eine unerfüllte Liebe, die jetzt nur mehr auf Sex beruht, niemals so lange so lebendig und tief gehalten werden kann, außer es handelt sich wirklich um krankhaften Masochismus, aber so wird Bela nicht beschrieben.

 

Charaktere:

 

Farin wirkt abgebrüht, kalt und unnahbar. Auch wenn er sehr gut als Arschloch beschrieben wird, kann man erkennen, dass er auch eine andere Seite hat, die er aber nicht im Privatbereich öffnet. Eigene traumatische Erfahrungen können dazu geführt haben, dass er sich so abgrenzt und egoistisch benimmt. Aber auf das wird nicht näher eingegangen. In seinem Fall ist das völlig ausreichend, denn es sind einfach subtile Hinweise die ihn anders zeigen und somit ein tieferes Bild von ihm wahrnehmen lassen.

Jetzt wird er eben als der gefühlskalte, arrogante Kerl beschrieben, der niemand anderen an sich heran lässt.

Meiner Meinung nach ist Farin eigentlich der Ärmere der beiden. Er hat sich in eine Gefühlskälte hineinmanövriert, die ihn mit der Zeit völlig ausdörren wird.

 

Bela dagegen wirkt offen, zugänglich und zerrissen von seiner inneren Sehnsucht nach Farin, die durch dessen Gefühlskälte aber unerfüllt bleibt.

Es fehlt ihm aber die Tiefe, die bei Farin auftaucht. Er wirkt wie ein Gefangener seiner selbst, der auf der Stelle tritt und ausgeliefert ist. Wenn man da tiefer geht, ist eigentlich er es, der unsympathisch in seiner Opferrolle wirkt.

Wahrscheinlich auch deshalb, weil er ziemlich unmännlich rüber kommt. Er hat hier die klassische Rolle einer Frau aufgeschrieben bekommen, die sich als Opfer ihrer Gefühle sieht und sich für den geliebten Mann fast bis zur Selbstauflösung aufgibt.


Gesamteindruck

 

Ein kurzer One-shot, der ganz gut geschrieben ist, mir aber ein bisschen zu wenig in die Hintergrundgefühle geht und zu oberflächlich diese Dreiecksbeziehung beleuchtet.

Als ein großes Plus sehe ich die subtilen Hinweise auf Farins andere Seite seiner Persönlichkeit, die sehr gekonnt eingeflochten sind und ihm eine Tiefe geben, die ihn sogar sympathisch erscheinen lässt.

 

Bela spiegelt dagegen die Trauer und das Leid unerfüllter Liebe und Sehnsucht wider, die jedem wahrscheinlich schon auf die eine oder andere Weise widerfahren ist. Vielleicht war das auch die Motivation so eine Geschichte zu schreiben.

 

Überarbeitungsvorschlag:

 

Wenn die Autorin vielleicht die 20 Jahre weglassen würde, seit der diese ungesunde ‚Beziehung’ schon zu bestehen scheint, kann man es als Augenblicksituation ansehen. Eine klassische Dreiecksgeschichte. Hier ist die schwangere Freundin, die Bela liebt und dort ist Farin, der Belas Gefühle kalt ausnützt und da ist schließlich auch Bela, der genau den will, der ihn nur benutzt. So etwas ist schmerzhaft, traurig, aber sehr lehrreich. Über kurz oder lang würde sich dieses Dreieck aber auflösen.

Außerdem würde ich Bela nicht so einseitig ‚arm’ darstellen. Er leidet darunter – ja – aber es ist keine Sackgasse und er ist nicht hilflos, auch nicht den eigenen Gefühlen gegenüber.

 

Liebe Grüße

Terazuma

 

Veröffentlicht in Fanfiction_Musik

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